Haus verkaufen ohne Makler – Ablauf, Kosten & Checkliste

Der Verzicht auf einen Makler verspricht eine attraktive Kostenersparnis der Provision – oft mehrere zehntausend Euro. Doch die Medaille hat zwei Seiten: Beim privaten Immobilienverkauf übernehmen Sie selbst die Rolle von Gutachter, Vermarkter und Verhandlungsführer.

Das bedeutet: Sie tragen die Verantwortung für die realistische Preisfindung, den enormen Zeitaufwand für Besichtigungen und die rechtssichere Abwicklung.

Dieser Ratgeber ist Ihre umfassende Anleitung für den Verkauf in Eigenregie. Wir zeigen Ihnen, wann sich der Privatverkauf wirklich lohnt, welche 10 Schritte Sie erfolgreich ans Ziel bringen, welche versteckten Kosten entstehen und wie Sie die häufigsten Fehler sicher vermeiden. Alles, was Sie wissen müssen, um Ihr Haus mit Expertise und ohne teure Courtage zu verkaufen.

In diesem Artikel:

Der Verkauf einer Immobilie ohne Makler kann finanziell attraktiv sein, stellt Eigentümer jedoch vor zahlreiche Herausforderungen. Dieser Ratgeber zeigt auf, welche Schritte notwendig sind, welche Kosten entstehen und worauf bei der rechtssicheren Abwicklung zu achten ist.

Wann lohnt sich der Verkauf ohne Makler?

Ob ein privater Immobilienverkauf sinnvoll ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Grundsätzlich eignet sich diese Variante für Eigentümer, die über ausreichend Zeit, Marktkenntnis und Verhandlungsgeschick verfügen.

Geeignet ist der Privatverkauf bei:

  • Gefragten Lagen mit hoher Nachfrage
  • Standardimmobilien ohne besondere Vermarktungsanforderungen
  • Verfügbarkeit von mehreren Wochen bis Monaten für den Verkaufsprozess
  • Vorhandener Expertise im Immobilienbereich
  • Bereits identifizierten Kaufinteressenten im persönlichen Umfeld

Weniger geeignet bei:

  • Komplexen Immobilien (Denkmalschutz, Gewerbe, Mehrfamilienhäuser)
  • Schwierigen Marktverhältnissen
  • Zeitdruck beim Verkauf
  • Fehlender Erfahrung im Immobilienbereich
  • Emotionaler Belastung (Erbschaft, Scheidung)

Vorteile beim Immobilienverkauf ohne Makler

Der Verzicht auf einen Makler bietet mehrere Vorteile:

Kostenersparnis: Die Maklerprovision entfällt vollständig. Gemäß § 656c BGB müssen Verkäufer beim Verkauf von Wohnimmobilien mindestens die Hälfte der Courtage selbst tragen – bei einem Verkaufspreis von 500.000 Euro und einer Provision von 3,57 % (inkl. MwSt.) wären dies etwa 8.925 Euro.

Preisflexibilität: Durch die eingesparte Provision besteht mehr Verhandlungsspielraum beim Verkaufspreis, was zusätzliche Kaufinteressenten anziehen kann.

Direkte Kontrolle: Verkäufer steuern den gesamten Prozess selbst – von der Vermarktungsstrategie über die Auswahl der Interessenten bis zur Terminplanung.

Unabhängigkeit: Es entfallen Abstimmungsprozesse mit Dritten, und es können verschiedene Vermarktungskanäle flexibel genutzt werden.

Risiken und Nachteile des Privatverkaufs

Die Eigenverantwortung beim Immobilienverkauf birgt auch Herausforderungen:

Hoher Zeitaufwand: Ein Verkaufsprozess dauert durchschnittlich sechs bis zwölf Monate. Besichtigungen, Anfragen und Verhandlungen müssen neben Beruf und Privatleben koordiniert werden.

Vermarktungsverantwortung: Professionelle Fotos, ein aussagekräftiges Exposé und die Schaltung von Inseraten liegen in der Verantwortung der Eigentümer. Die Kosten für professionelle Aufnahmen, Anzeigen und ggf. Home Staging sind selbst zu tragen.

Preisfindungsrisiko: Ohne fundierte Marktkenntnisse besteht die Gefahr einer Fehlbewertung. Eine zu hohe Preisgestaltung verlängert die Verkaufsdauer erheblich, während zu niedrige Preise Wertverluste bedeuten.

Rechtliche Komplexität: Der Kaufvertragsentwurf, die Beschaffung aller erforderlichen Unterlagen und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben (z. B. Energieausweis nach EnEV) obliegt dem Verkäufer.

Fehlende Neutralität: Bei Konflikten – etwa mit Mietern bei vermieteten Objekten – fehlt eine vermittelnde Instanz.

10 Schritte zum erfolgreichen Hausverkauf ohne Makler

Wer sein Haus ohne Makler verkaufen möchte, sollte strukturiert vorgehen. Diese zehn Schritte – von Unterlagenbeschaffung über Preisfindung und Vermarktung bis zur Übergabe – zeigen, wie Sie den Verkauf rechtssicher und erfolgreich in Eigenregie abwickeln.

Schritt 1: Unterlagen beschaffen

Folgende Dokumente sind für den Verkaufsprozess erforderlich:

  • Grundbuchauszug (erhältlich beim Grundbuchamt)
  • Energieausweis gemäß Gebäudeenergiegesetz (GEG)
  • Flurkarte und Lageplan
  • Baubeschreibung und Grundrisse
  • Nachweise über Modernisierungen und Sanierungen
  • Teilungserklärung (bei Eigentumswohnungen)
  • Protokolle der letzten drei Eigentümerversammlungen
  • Hausgeldabrechnungen
  • Mietverträge (bei vermieteten Objekten)

Die Beschaffung kann mehrere Wochen dauern. Beginnen Sie frühzeitig mit der Zusammenstellung.

Schritt 2: Verkehrswert ermitteln lassen

Die realistische Preisfindung ist erfolgsentscheidend. Ein nach § 194 BauGB erstelltes Verkehrswertgutachten oder Kurzgutachten bietet mehrere Vorteile:

  • Objektive Bewertung durch zertifizierte Sachverständige
  • Anwendung normierter Bewertungsverfahren (Vergleichswert-, Ertragswert- oder Sachwertverfahren nach ImmoWertV)
  • Berücksichtigung lokaler Marktdaten der Gutachterausschüsse
  • Argumentationsgrundlage in Preisverhandlungen
  • Vermeidung von Über- oder Unterbewertung

Beispiel: Bei einem Einfamilienhaus mit Baujahr 1985 und 150 m² Wohnfläche in guter Wohnlage können Marktpreise zwischen 450.000 und 550.000 Euro variieren – abhängig von Zustand, Ausstattung und Mikrostandort. Ein Gutachten ermittelt den konkreten Verkehrswert unter Berücksichtigung aller wertbildenden Faktoren.

Schritt 3: Exposé erstellen

Ein professionelles Exposé enthält:

  • Aussagekräftige Fotos (mindestens 15–20 Aufnahmen)
  • Detaillierte Objektbeschreibung mit allen Eckdaten
  • Grundrisse nach DIN 277
  • Lageplan und Umgebungsinformationen
  • Energieausweis-Kennwerte
  • Besonderheiten und Ausstattungsmerkmale

Gemäß § 16a EnEV bzw. § 80 GEG muss in Immobilienanzeigen der Energieausweis-Kennwert angegeben werden.

Schritt 4: Immobilie inserieren

Wählen Sie geeignete Vermarktungskanäle:

  • Immobilienportale (ImmobilienScout24, Immowelt)
  • Regionale Zeitungen
  • Soziale Netzwerke
  • Aushänge in der Nachbarschaft

Geben Sie in Online-Inseraten eine E-Mail-Adresse an, die speziell für den Verkauf eingerichtet wurde, um Ihre private Erreichbarkeit zu schützen.

Schritt 5: Interessenten qualifizieren

Prüfen Sie die Seriosität durch:

  • Telefonische Erstgespräche zur Motivationsklärung
  • Nachfrage nach Finanzierungsbestätigung der Bank
  • Bonitätsnachweis (SCHUFA-Selbstauskunft oder Einkommensnachweise)
  • Konkrete Kontaktdaten (Telefon, E-Mail, Anschrift)

Schritt 6: Besichtigungen durchführen

Abhängig vom Objekt bieten sich unterschiedliche Formate an:

Sammelbesichtigungen eignen sich für:

  • Gefragte Lagen mit hoher Nachfrage
  • Standardimmobilien ohne aufwändige Erklärungsbedarf
  • Zeitersparnis bei vielen Interessenten

Einzelbesichtigungen sind vorzuziehen bei:

  • Hochwertigen Immobilien
  • Erklärungsbedürftigen Objekten
  • Persönlicher Atmosphäre zur Vertrauensbildung

Planen Sie für ein Einfamilienhaus mindestens 60 Minuten, für eine Eigentumswohnung etwa 45 Minuten ein.

Schritt 7: Preisverhandlungen führen

Bereiten Sie sich auf Verhandlungen vor:

  • Definieren Sie Ihre Preisuntergrenze im Vorfeld
  • Argumentieren Sie mit dem Verkehrswertgutachten
  • Weisen Sie auf durchgeführte Modernisierungen hin
  • Bleiben Sie sachlich und kompromissbereit, aber nicht unter Wert

Beispielrechnung: Bei einem ermittelten Verkehrswert von 480.000 Euro und einem Verhandlungsspielraum von 5 % liegt der Mindestpreis bei 456.000 Euro. Starten Sie die Verhandlung bei z.B. 495.000 Euro, um den Zielpreis von 480.000 Euro zu erreichen.

Schritt 8: Kaufvertrag vorbereiten

Beauftragen Sie einen Notar mit der Vertragserstellung. Klären Sie vorab:

  • Kaufpreis und Zahlungsmodalitäten
  • Übergabetermin
  • Regelungen zu Inventar und beweglichem Zubehör
  • Haftungsausschlüsse
  • Gewährleistungsregelungen

Der Notar prüft nur die rechtliche Korrektheit, nicht die inhaltliche Vollständigkeit. Teilen Sie alle relevanten Vereinbarungen mit.

Schritt 9: Notartermin wahrnehmen

Beim Beurkundungstermin:

  • Liest der Notar den Kaufvertrag vollständig vor
  • Können letzte Änderungen vorgenommen werden
  • Unterzeichnen beide Parteien den Vertrag
  • Veranlasst der Notar die Auflassungsvormerkung im Grundbuch

Nach Kaufpreiseingang bestätigen Sie dies dem Notar, der dann die Eigentumsumschreibung veranlasst.

Schritt 10: Immobilie übergeben

Erstellen Sie ein Übergabeprotokoll mit:

  • Zählerständen (Strom, Gas, Wasser)
  • Dokumentation des Objektzustands
  • Mängelfeststellung
  • Schlüsselübergabe (inkl. Anzahl)
  • Übergabe aller Unterlagen (Bedienungsanleitungen, Garantien)

Kosten beim Verkauf ohne Makler

Auch ohne Makler entstehen Kosten:

  • Verkehrswertgutachten: 1.390 Euro (Kurzgutachten) bzw. ab 2.975 Euro (Vollgutachten)
  • Energieausweis: 80-500 Euro (je nach Ausweisart)
  • Professionelle Fotos: 300-800 Euro
  • Inserate: 0-500 Euro (je nach Portal und Laufzeit)
  • Grundbuchauszug: 10-20 Euro
  • Notarkosten: trägt der Käufer (ca. 1,5 % des Kaufpreises)

Bei einem Verkaufspreis von 500.000 Euro liegen die Gesamtkosten bei etwa 2.500-4.500 Euro – deutlich unter der eingesparten Maklerprovision von ca. 17.850 Euro (bei 3,57 % beidseitig).

Häufige Fehler vermeiden

Überbewertung der Immobilie
Zu hohe Preise führen zu langer Vermarktungsdauer. Nach mehreren Monaten ist oft eine Preissenkung unter den realistischen Marktwert nötig.

Unvollständige Unterlagen
Fehlende Dokumente schrecken seriöse Käufer ab und verzögern den Prozess erheblich.

Unprofessionelle Vermarktung
Schlechte Fotos, unvollständige Beschreibungen und fehlende Angaben mindern das Kaufinteresse deutlich.

Unzureichende Bonitätsprüfung
Ohne Finanzierungsnachweis besteht das Risiko von Kaufvertragsrücktritten nach Beurkundung.

Emotionale Verkaufsgespräche
Persönliche Bindung an die Immobilie sollte in Verhandlungen keine Rolle spielen. Sachliche Argumentation überzeugt Käufer.

Zusammenfassend: Eigenverantwortung erfordert Expertise

Der Immobilienverkauf ohne Makler ist grundsätzlich möglich und kann erhebliche Kosten einsparen. Voraussetzung sind jedoch ausreichend Zeit, Fachkenntnisse und Verhandlungsgeschick. Die größten Herausforderungen liegen in der realistischen Preisfindung, der professionellen Vermarktung und der rechtssicheren Abwicklung.

Ein nach § 194 BauGB erstelltes Verkehrswertgutachten schafft Sicherheit bei der Preisfestlegung und überzeugt Kaufinteressenten durch objektive Argumentation. Gerade bei komplexeren Objekten oder schwierigen Marktsituationen sollte fachliche Unterstützung durch zertifizierte Sachverständige in Anspruch genommen werden.

Jetzt Verkehrswert Ihrer Immobilie ermitteln lassen

Sie planen den Verkauf Ihrer Immobilie und möchten den optimalen Verkaufspreis erzielen? SCHIFFER Immobiliensachverständige erstellt für Sie ein rechtssicheres Gutachten nach
§ 194 BauGB.

Ihre Vorteile:

  • Zertifizierung nach DIN EN ISO/IEC 17024
  • Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige
  • Bundesweite Standorte
  • Schnelle Terminvereinbarung

Jetzt Kontakt aufnehmen:

Kontaktformular | E-Mail: mail@schiffer.immo

Mehr Informationen rund um Immobilienbewertung finden Sie in unserem Wissensbereich.

Wir beraten Sie gerne
Team - Schiffer Immobilienbewertung

Für Fragen zu Ihrem individuellen Beratungs- und Bewertungsauftrag stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Fordern Sie einfach einen unverbindlichen Rückruf an, wir melden uns.

Unverbindliche Beratung / Rückruf

E-Mail • Anrufen: 0211 / 879 786 60

Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e.V.